30. 31.12. CLP News Fototage

Von Sigrid Lünnemann

Die Freude war bei allen Beteiligten der 10. Stapelfelder Fototage spürbar. Nach zwei Jahren Corona-Pause hatte die Katholische Akademie (KAS) unter dem Motto „Die inspirierende Kraft der Natur“ wieder namhafte Naturfotograf:innen eingeladen, die in Vorträgen und Workshops einen Einblick in ihr fotografisches Schaffen gaben. Es herrschte Klassentreffen-Atmosphäre freute sich Gastgeber und Initiator Willi Rolfes, der als geschäftsführender KAS-Direktor und renommierter Naturfotograf erstmals 2012 zu „Fototagen des inhaltlichen Austausches, des sinnlichen Erlebens und natürlich auch der Begegnung" eingeladen hatte. Und diesem Motto sind die Fototage treu geblieben. „Das Genre der Naturfotografie hat sich in den vergangenen zehn Jahren weiterentwickelt und ist vielfältiger und damit reicher geworden“, betonte Rolfes. Die verdeutlichten auch die Vorträge, in denen renommierte Fotograf:innen die zahlreichen Facetten der modernen Naturfotografie beleuchteten. Die Besucher:innen der restlos ausverkauften Veranstaltung erhielten auch einen Einblick in ihre Arbeitsweise und die Entstehungsgeschichte der Bilder gaben und so manchen Profi-Tipp für die eigenen fotografischen Ausflüge in die Natur. 

Zur Einführung gab KAS-Dozent PD Dr. Alexander Linke einen fundierten und interessanten Einblick in die künstlerische Darstellung der Natur in den vergangenen Epochen. Der Kunsthistoriker machte deutlich, dass die moderne Lebensweise den Menschen weitgehend von der Natur entfremdet hat. Eine der Schwerpunkte der Naturfotografie sei es, dafür zu sensibilisieren, „was Natur ist und was Natur braucht, wo Natur bedroht ist und wo wir uns als Menschen hinterfragen müssen“, so Dr. Linke. 

Bereits der erste Vortrag stellte einen der Höhepunkte der dreitägigen Veranstaltung dar. Die Potsdamerin Sandra Bartocha präsentierte ihr Langzeitprojekt „Rhythm of Nature“, in dem sie ihren Blick auf die faszinierende Schönheit der Natur vorstellte und die Besucher mitnahm auf eine Reise durch ihr fotografisches Schaffen. Die mehrfach preisgekrönte Fotografin findet ihre ästhetische Ausdrucksform vor allem in kunstvollen Makroaufnahmen und stimmungsvollen Mehrfachbelichtungen. Die Digitalfotografie habe es ihr ermöglicht, ihre fotografische Experimentierfreude umzusetzen und „die Welt nicht so abzubilden, wie sie jeder sehen kann, sondern so wie ich sie sehe“. Ihre Bilder sind auch eine Liebeserklärung an ihre Heimat Mecklenburg-Vorpommern. „Die Fotografie lässt mich mit offenen Augen durch die Welt gehen und macht mich zum aufmerksamen Beobachter. So kann ich auf Dinge aufmerksam machen, die andere vielleicht gar nicht sehen. Die Magie des Alltags festzuhalten, ist mein wichtigstes Anliegen“, betonte Bartocha und begeisterte die Anwesenden mit ihren Bildern, die auf faszinierende Weise mit Licht, Farben und Bewegung spielen. 

Dieter Damschen, dessen Foto-Ausstellung die Veranstaltung begleitet, erläuterte auf humorvolle Weise, wie „Auf ausgetretenen Pfaden“ einmalige Bilder entstehen können. Seine Hauptmotive findet der Naturfotograf vor allem an den Ufern der Elbe, wo er auch zuhause ist. Dort lässt er sich immer wieder neu inspirieren und setzt seine Lieblingsmotive wie die Flusslandschaft, die Kraniche und Singschwäne im Wandel der Jahreszeiten mit viel Gespür für Licht und Atmosphäre ins Bild. 

Unter dem Titel „Intimate Nature Photography –Landschaftsfotografie auf den zweiten Blick” nahm der Fotograf Karl-Heinz Georgi die Gäste mit auf seine Reisen zu den grandiosen Landschaften und auf seine ganz persönliche Suche nach dem Motiv. Dabei gelingt es ihm die Stimmung einer Landschaft und die Emotionalität des Augenblicks in kleinsten Details und in grandiosen Bildern festzuhalten. 

Die Naturfotografen Perdita Petzl und Henrik Spranz bezauberten mit ihren verträumten Fotografien, mit denen sie die Schönheit und Artenvielfalt ihrer österreichischen Heimat einfangen. Sie nahmen die Besucher mit auf ihre Motivsuche und machten deutlich, dass viele schöne Bilder unter oft widrigen Umständen entstehen. Für ihre wunderschönen zarten Bilder, in denen sie Schmetterlinge, Blumen und auch Hamster und Murmeltiere kunstvoll in Szene setzen, ernteten sie viel Beifall. 

Sein Lieblingsmotiv, die Watvögel, findet Dr. Kai Bratke an der norddeutschen Küste. Hier ist er „Im Liegen, im Sitzen und im Stehen“ auf der Suche nach der richtige Perspektive und dem stimmungsvollen Foto. Der Naturfotograf präsentierte in seine sehenswerten Begegnungen mit den heimischen Wat und Wiesenvögeln, die er durch das Jahr fotografisch begleitet.

In seiner Video-Präsentation „Begegnung mit Bäumen“ setzte sich Dr. Michael Jaeschke fotografisch und poetisch mit dem Mythos Baum auseinander. Seine eindrucksvollen Baum-Porträts, die vor allem im Urwald Sababurg entstanden, verband er auf beeindruckende Weise mit eingesprochenen Gedichten und mystischen Erzählungen. 

Von Regen und Schnee wurde Fotograf Karsten Mosebach bei seiner Reise nach Tasmanien überrascht. Begleitet wurde er dabei von seinem Fotografen-Kollegen Hermann Hirsch. Mit einer gehörigen Portion Humor präsentierte er ihre ausdrucksstarken Bilder aus einer fremden Welt voller außergewöhnlicher Motive. Er zeigte auch, wie empfindlich dieser einzigartige Lebensraum ist und begleitete engagierte Naturschützer bei ihrem Versuch, die Heimat der Tasmanischen Teufel und der „unfassbar süßen Kängurus“ zu erhalten. Ein sehenswerter Vortrag, der in Erinnerung bleibt.

Auf eine winterliche Reise in die weite und weiße Landschaft Schottlands luden die jungen Fotografen Jan Leßmann und Hermann Hirsch ein. Gemeinsam mit Klaus Tamm machte sich das Fotografen-Trio gemeinsam auf die Suche nach Motiven und Ausdrucksformen. Dabei legten sie den Schwerpunkt auf eine eher künstlerisch-abstrakte Darstellung der rauen schottischen Winterlandschaft. Das Projekt „Scotland - A Winter Journey“ wurde in einem hochwertigen und sehenswerten Fotoband festgehalten. 

Mit seinem stimmungsvoll gestalteten Vortrag über seine fotografische Flussreise entlang der Hunte beendete Gastgeber Willi Rolfes die diesjährigen Stapelfelder Fototage. In einzigartigen Bildern präsentierte er die oft versteckte Schönheit der heimischen Landschaften und der hier lebenden Fauna und Flora. Mit seinen Bildern möchte er dieses wertvolle und schützenswerte Naturerbe ins Bewusstsein rücken, damit auch noch die nächsten Generation einen Spaziergang entlang der Hunte genießen können. 

Zum Abschluss bedankte sich Willi Rolfes für ein erlebnisreiches Wochenende mit Ausstellungseröffnung, Vorträgen, Workshops, Produktpräsentationen und vor allem vielen Gesprächen, Tipps und Anregungen für die nächste eigene Foto-Tour. 

Von Gaby Westerkamp

In den Pausen gab nicht nur Gedränge am Kaffeewagen, sondern auch an der Rezeption der Katholischen Akademie Stapelfeld: Denn viele der knapp 200 Gäste nutzen die Gelegenheit, sich direkt schon fürs nächste Jahr wieder anzumelden:  Die Stapelfelder Fototage sind längst ein Glanzpunkt im Kalender der professionellen Naturfotografie und auch die zehnte Auflage am vergangenen Wochenende (17.-19. Februzar 2023) bot wieder ein ebenso abwechslungsreiches wie hochklassiges und auch lehrreiches Programm mit Foto- und Videovorträgen, vertiefenden Workshops und einem Bücher- und Fotomarkt.

Nach zwei Jahren Pause endlich wieder Stapelfeld!

Dr. Michael Jaeschke präsentierte eine multimediale Hommage an den Wald mit Fotos, Prosa-Texten, Gedichten und Musik rund um das Thema Baum.  Dr. Kai Bratke beobachtete Watvögel in verschiedenen Biotopen und aus verschiedenen Perspektiven, nämlich im Stehen, im Sitzen und im Liegen – der Fotograf, nicht die Vögel. Hermann Hirsch und Jan Leßmann nahmen das Publikum mit auf eine ebenso humorige wie überraschende Winterreise durch Schottland; Willi Rolfes war zu Fuß, im Flugzeug und in Wathosen an und über der Hunte unterwegs und portraitierte den Fluss von der Quelle im Wiehengebirge bis zur Mündung in die Weser bei Elsfleth mit beeindruckenden Aufnahmen und vielen spannenden Informationen.

„Den Rhythm of nature” verfolgt Sandra Bartocha schon seit vielen Jahren. Jahres- und Tageszeiten, Licht und Wind, Strömungen und Lebenszyklen – ihre Bilder halten fest, wie diese Faktoren Pflanzen, Tiere und Landschaften beeinflussen und immer wieder neu erfinden. Karl-Heinz Georgi ermunterte mit seiner „Landschaftsfotografie auf den zweiten Blick”, sich nicht nur mit den üblichen oder gewohnten Motiven zu begnügen, sondern auch mal das besondere Bild hinter dem Offensichtlichen zu suchen – näher ran, im Detail Neues entdecken.

Bezauberndes, Verblüffendes und Impressionen aus lausiger Kälte

Perdita Petzl und Henrik Spranz schwelgten mit ihrer „Faitytale Photography” in Pastell und Bokeh – mit ganz knappen Schärfeebenen, die das Kernelement fast chirurgisch heraus-sezierten. Der Falter auf dem Grashalm, der Hamster im „Galopp”, die Glockenblume auf der Wiese: immer die gleiche Machart, aber immer wieder neue Impressionen.

Wuchtig türmte sich unter die wilde Brandung unter bedrohlich dunklen Wolkenungetümen auf und eröffnete zu dramatischer Soundkulisse ein Highlight des Wochenendes, das so ganz anderes bot, als der Titel versprach: Karsten Mosebachs Fotoreise nach Tasmanien ließ sonnigen Strand vermuten, füllte das Portfolio aber erst mal mit Schnee, Eis und Dauerregen. Eben „alles anders am anderen Ende der Welt”, nämlich südlich von Australien. Aber auf jeden Fall mit einem reichen Motiv-Schatz, den der Fotograf versiert einzufangen und in Stapelfeld informativ und humorigen Anekdoten aus dem „Making-of” zu präsentieren wusste.

Damschen-Ausstellung noch bis Mitte Mai

Wie immer gab es zu den Fototagen auch eine besondere Ausstellung: Dieter Damschen ist seit Jahrzehnten „auf ausgetretenen Pfaden“ an der Elbe mit der Kamera unterwegs.  Fremde Länder und Fotoziele packen ihn nicht, er sucht lieber immer wieder die gleichen Orte auf und nutzt seine Erfahrung, um den Fluss und seine Auen samt der faszinierenden Tierwelt immer wieder neu festzuhalten – gern im Winter in kargem Grau und Weiß, aber auch in herbstlichem Bunt oder grüner Frühlingsfrische. Nur den Sommer, den mag er nicht.  Zu sehen ist die Ausstellung im Erdgeschoss des Kardinal-von-Galen-Hauses noch bis zum 13. Mai. Interessierte können sich die Bilder montags bis samstags von 8  bis 20  Uhr und sonntags bis 13 Uhr anschauen, der Eintritt ist frei.

30. 31.12. CLP News Fototage

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